Startups stehen vor der Herausforderung, innovative Ideen in erfolgreiche Geschäfte zu verwandeln. Dafür brauchen sie nicht nur technische Exzellenz, sondern auch ein solides Marketingfundament. In diesem Ratgeber werden wissenschaftlich fundierte Prinzipien und praxisnahe Empfehlungen vorgestellt, die Unternehmsensgründer bei Geschäftsaufbau und Marketing unterstützen. Von der Business Creation über die Entwicklung einer Marketingstrategie bis hin zu Social Media, Webseite, SEO/SEA und Storytelling – jede Komponente spielt eine entscheidende Rolle.
Viele Geschäftsideen scheitern leider, sobald sie auf den Markt treffen. Neue Forschung zeigt, dass rund 75 % aller Startups scheitern – oft, weil traditionelle Planung die Realität nicht überlebt. Moderne Ansätze wie Lean Startup empfehlen daher ein iteratives Vorgehen: Experimentieren statt Langzeitplanung, Kundenfeedback statt Annahmen. Der St. Galler Startup Navigator (Hess/Grichnik) vertritt ein ähnliches evidenzbasiertes Vorgehen. Gründer sollen in 4 Blöcken mit 20 Schritten ihre Idee systematisch validieren. In jeder Phase werden messbare Parameter erhoben und geprüft, um faktenbasierte Entscheidungen zu treffen. Praxisnah bedeutet das für Startups:
Durch dieses wissenschaftlich fundierte, lernorientierte Vorgehen kann ein Startup das Risiko von Fehlschlägen reduzieren und die Grundlagen für nachhaltiges Wachstum legen. Die Gründung wird zum systematischen Prozess, der durch Tools und Best Practices (z.B. Business Model Canvas, Lean Canvas) unterstützt wird.
Eine durchdachte Marketingstrategie ist für Startups ebenso wichtig wie ein gutes Produkt. Sie schafft die Verbindung zwischen Ihrer Innovation und dem Markt. Eine klassische Marketingplanung umfasst folgende Elemente:
Zu Beginn steht die Situationsanalyse. Analysieren Sie ehrlich die aktuelle Lage: Wie ist der Markt beschaffen? Welche Kundenbedürfnisse gibt es? Wer sind die Hauptwettbewerber? Ein bewährtes Werkzeug ist die SWOT-Analyse zur Einschätzung interner Stärken/Schwächen und externer Chancen/Risiken. Ebenso sollten Startups Markttrends und Trends beobachten. Eine fundierte Situationsanalyse bildet die Basis, um realistische Marketingpläne zu schmieden.
Darauf aufbauend werden Marketingziele definiert. Diese leiten sich von den Geschäftsziele ab und sollten spezifisch und messbar sein (z.B. innerhalb von 12 Monaten 1.000 zahlende Nutzer gewinnen oder 20 % Markenbekanntheit in der Zielgruppe erreichen). Typische Marketingziele können Umsatzsteigerung, Marktanteilsgewinne oder Kundenzufriedenheit sein. Wichtig ist, Prioritäten zu setzen: Ein Startup mit begrenzten Ressourcen kann nicht alles zugleich maximieren. Klare Ziele ermöglichen es, den Erfolg der Marketingmaßnahmen später zu bewerten.
Zielgruppen-Definition ist ein strategischer Kernpunkt. Ein Startup muss genau wissen, welche Kunden angesprochen werden sollen. Statt «Alle Nutzer des Internets» braucht es eine präzise Segmentierung: z.B. «IT-Leiter mittelständischer Unternehmen im Gesundheitswesen» oder «tech-affine Early Adopters im Alter von 20–35». Durch Segmentierung, Targeting und Positionierung (STP-Modell nach Kotler) fokussiert man auf die Kundensegmente, bei denen das Angebot den grössten Mehrwert stiftet. Für jedes Segment kann eine Buyer Persona erstellt werden – eine fiktive Person, welche die Eigenschaften der Zielgruppe verkörpert (Bedürfnisse, Pain Points, Mediennutzungsverhalten). Dieses Verständnis hilft, Marketingbotschaften und Kanäle passgenau auszurichten.
Die praktische Umsetzung der Strategie erfolgt über den Marketing-Mix. Traditionell sind dies die 4Ps: Product, Price, Place, Promotion (Produktpolitik, Preispolitik, Vertrieb, Kommunikation). Für Dienstleistungs- und Tech-Unternehmen werden oft drei weitere P hinzugefügt: People, Processes, Physical Evidence (Mitarbeiter, Prozesse, physisches Umfeld).
Der erweiterte 7P-Marketing-Mix hilft, nichts Wesentliches zu übersehen. Wichtig ist jedoch, dass alle Instrumente auf die gewählte Zielgruppe und Positionierung abgestimmt sind und ein stimmiges Gesamtbild ergeben.
Strategisches Denken bedeutet, das grosse Ganze im Blick zu behalten. Es geht darum, langfristige Wettbewerbsvorteile aufzubauen, statt kurzfristigen Trends blind hinterherzulaufen. Philip Kotler betont, dass Entscheidungen zu Segmentierung und Positionierung strategischer Natur sind, während der Einsatz der Marketinginstrumente (4P/7P) eher taktisch ist. Für Startups heißt das: Erst die richtigen Kunden und Botschaften wählen, dann die konkreten Marketingaktionen planen. Denken Sie voraus: Wie soll Ihr Startup in 3–5 Jahren wahrgenommen werden? Welche Markenidentität streben Sie an? Jede Marketingmassnahme – von der Produktroadmap über die Preisstrategie bis zur Kommunikation – sollte auf diese übergeordnete Positionierung einzahlen. Strategisches Marketing verlangt zudem regelmässige Erfolgskontrolle und ggf. Kurskorrekturen. Etablieren Sie KPI-basiertes Controlling (z.B. Customer Acquisition Cost, Customer Lifetime Value), um zu prüfen, ob Ihre Marketingstrategie aufgeht und wo nachjustiert werden muss.
Praxis-Tipp: Schreiben Sie Ihren Marketingplan nieder, auch wenn er kurz ist. Darin sollten die Ergebnissen der Situationsanalyse, Kern-Zielgruppen, zentrale Botschaften, gewählte Marketing-Mix-Massnahmen und Erfolgskriterien festgehalten sein. Dieser Plan dient als Leitfaden für das ganze Team und hilft, strategisch fokussiert zu bleiben.
Für Startups bieten soziale Medien kosteneffiziente Möglichkeiten, Bekanntheit aufzubauen und mit Kunden in Dialog zu treten. Insbesondere Startups mit begrenztem Budget können von Social-Media-Strategien stark profitieren, um anfängliche Ressourcenlücken zu überbrücken. Forschung deutet darauf hin, dass Social-Media-Einsatz kleinen Unternehmen helfen kann, Marketingchancen zu erschliessen und soziales Kapital aufzubauen, was die Überlebenschancen erhöht.
Wichtig ist, Social Media strategisch in den gesamten Geschäftsaufbau zu integrieren. Beginnen Sie mit der Frage: Wo ist meine Zielgruppe aktiv? Ein B2B-SaaS-Startup wird z.B. mit LinkedIn gute Erfahrungen machen, während ein Consumer-App-Startup eher auf Instagram, TikTok oder Twitter (X) setzen sollte.
Ein paar praxisnahe Empfehlungen für Social Media Marketing:
Durch konsequentes Social Media Marketing kann ein Startup Markenbekanntheit steigern und eine Community von frühen Unterstützern aufbauen. Diese Follower können zu Markenbotschaftern werden, indem sie Inhalte weiterteilen und Empfehlungen aussprechen. Wichtig ist, Social Media nicht isoliert zu betrachten, sondern mit anderen Marketingmassnahmen zu vernetzen (z.B. Traffic von Social Media auf die Website leiten, um dort Leads zu generieren).
Für ein Startup ist die eigene Webseite oft der zentrale Dreh- und Angelpunkt aller Marketingaktivitäten. Potenzielle Kunden, Investoren oder Partner werden fast immer zuerst Ihre Website besuchen, um sich ein Bild zu machen. Der erste Eindruck zählt: Untersuchungen zeigen, dass Nutzer innerhalb von Sekundenbruchteilen unbewusst entscheiden, ob eine Website vertrauenswürdig erscheint. Tatsächlich urteilen rund 75 % der Konsumenten über die Glaubwürdigkeit eines Unternehmens auf Basis des Webdesigns. Eine professionelle, moderne und benutzerfreundliche Website ist daher ein Muss.
Worauf sollten Startups beim Website-Aufbau achten?
Ihre Website ist letztlich Ihre digitale Visitenkarte und Verkaufsplattform in einem. Investieren Sie früh in ein gutes Webdesign (es muss kein teures Agenturprojekt sein – viele Startups nutzen anfänglich Website-Baukasten oder CMS-Vorlagen, die sie anpassen). Wichtig ist, dass die Seite professionell wirkt und die Identität Ihres Startups widerspiegelt. Da laut Studien die Wahrnehmung der Website-Qualität stark Einfluss auf Vertrauen und Kaufbereitschaft hat, zahlt sich dieser Aufwand direkt aus.
SEO (Search Engine Optimization) und SEA (Search Engine Advertising) sind für Startups Schlüssel, um im Internet sichtbar zu sein. Grossteils beginnt der Nutzerkontakt über Suchmaschinen: Ein beträchtlicher Teil des Website-Traffics wird durch organische Suche generiert. Studien im E-Commerce zeigen, dass der Löwenanteil der Klicks eher auf organische Ergebnisse entfällt als auf bezahlte Anzeigen. Daher sollte SEO früh angegangen werden, um langfristig kostenfreie Besucherströme aufzubauen.
SEO – Suchmaschinenoptimierung: Ziel ist es, auf relevante Suchanfragen (Keywords) möglichst weit oben bei Google & Co. zu erscheinen. Ein paar Kernbereiche:
SEO ist ein langfristiges Investment – erste Ergebnisse sieht man oft erst nach einigen Monaten. Doch der Aufwand lohnt: Organischer Traffic ist nachhaltig und kosteneffizient, sobald gute Rankings erreicht sind.
SEA – Suchmaschinenwerbung: Gerade in der Anfangsphase, wenn SEO-Erfolge noch auf sich warten lassen, kann SEA für sofortige Sichtbarkeit sorgen. Über Plattformen wie Google Ads (früher AdWords) können Sie Anzeigen schalten, die bei bestimmten Suchbegriffen ganz oben angezeigt werden. Vorteile: Sie erreichen prompt Ihre Zielgruppe und zahlen meist pro Klick (PPC), sodass das Budget kontrollierbar bleibt.
Best Practices für SEA:
Ein sinnvoller Marketing-Mix kombiniert SEO (für langfristige organische Präsenz) und SEA (für kurzfristige Reichweite und Tests). So kann ein Startup z.B. mit Google-Ads-Kampagnen rasch Feedback sammeln, welche Botschaften oder Funktionen bei Nutzern ziehen, während es parallel seine Website für organische Suchtreffer optimiert.
Hinter jedem Startup steckt eine Geschichte – sei es die Vision der Gründer, die Entstehung der Produktidee oder erste Erfolge und Rückschläge. Storytelling im Marketing nutzt solche Erzählungen, um eine emotionale Verbindung zur Zielgruppe aufzubauen. Menschen erinnern sich an Geschichten besser als an Fakten und Zahlen. Wissenschaftlich betrachtet kann Storytelling tiefe emotionale Bindungen schaffen, die Wahrnehmung der Marke positiv beeinflussen und das Engagement steigern. In einer informationsüberfluteten Welt helfen gute Geschichten, Aufmerksamkeit zu gewinnen und Vertrauen aufzubauen.
Für Startups bietet Storytelling die Chance, ein oft abstraktes Produkt menschlich und greifbar zu machen. Hier einige Ansätze:
Studien belegen, dass digitales Storytelling Unsicherheiten bei Konsumenten verringern und Kaufentscheidungen positiv beeinflussen kann. Ein gutes Narrativ gibt dem Publikum einen Kontext und Grund, sich für Ihr Produkt zu begeistern. Besonders im Tech-Bereich, der für Aussenstehende komplex sein kann, schafft Storytelling Verständnis: Anstatt sich in technischen Details zu verlieren, verpacken Sie die Vorteile in eine fesselnde Geschichte.
Praxis-Tipp: Entwickeln Sie eine Brand Story in ein paar Sätzen, die Sie mündlich und schriftlich nutzen können. Sie sollte folgende Fragen beantworten: Wer sind wir? Welches Problem lösen wir warum? Was treibt uns an? Diese Story dient als Leitfaden für alle Kommunikationsmassnahmen. Mit einem überzeugenden, emotionalen Narrativ werden Interessenten eher zu Kunden und loyale Kunden eher zu Botschaftern Ihrer Marke.
Marketing für Startups erfordert eine Mischung aus analytischem Vorgehen und kreativem Geschick. Einerseits gilt es, mit Daten und Forschungserkenntnissen fundierte Entscheidungen zu treffen – von der Marktanalyse bis zur Erfolgsmessung der Kampagnen. Andererseits braucht es Empathie und Storytelling, um Kunden wirklich zu erreichen und zu begeistern. Die hier skizzierten Bereiche – Business Creation, Marketingstrategie, Social Media, Website, SEO/SEA und Storytelling – bilden gemeinsam ein Gerüst, das Ihrem Startup Halt und Richtung gibt. Wichtig ist, kontinuierlich zu lernen und anzupassen: Messen Sie die Wirkung Ihrer Massnahmen, holen Sie Feedback ein und bleiben Sie agil. Dann wächst Ihr Marketing mit Ihrem Startup und legt den Grundstein dafür, dass aus einer vielversprechenden Idee ein nachhaltiger Markterfolg wird.